KÖNNEN MIR KOMPLEMENTÄRE MASSNAHMEN HELFEN?
Betroffene berichten immer wieder, dass ihnen ergänzende Therapien, die zusätzlich zur Schulmedizin eingesetzt wurden, geholfen haben. Diese sogenannten komplementären Massnahmen können körperliche Beschwerden abschwächen, an denen Sie aufgrund der Tumorerkrankung oder durch Nebenwirkungen der Medikamente leiden. Da komplementäre Angebote keinen festgelegten Richtlinien folgen und oft auf Erfahrungswerten basieren, liegen allerdings meist keine Daten zur klinischen Wirksamkeit vor. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese für Sie komplett nutzlos sind – ob und welche komplementären Massnahmen sinnvoll sein können, ist von Person zu Person stark verschieden.
Es steht eine Vielzahl an Möglichkeiten ergänzender Massnahmen zur Verfügung. Manche werden zu Ihnen passen, andere vielleicht weniger. Überlegen Sie, was Ihnen guttun könnte, und versuchen Sie selbst herauszufinden, was für Sie das Richtige ist.
«Komplementär» bedeutet «ergänzend». Komplementäre Massnahmen können niemals Ihre medizinische Behandlung mit Medikamenten und anderen schulmedizinischen Massnahmen ersetzen. Sie sind eine Ergänzung im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung. Deshalb sollten Sie auch unbedingt mit Ihrem Behandlungsteam sprechen, falls Sie solche in Anspruch nehmen möchten.
Komplementäre Massnahmen sind eine Ergänzung zur nachweisbar wirksamen Schulmedizin – und niemals eine Alternative.
KOMPLEMENTÄRE MASSNAHMEN KÖNNEN SEIN
Akupunktur
ist ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und findet in vielen Teilgebieten der Schulmedizin Anwendung. Mit sehr dünnen Nadeln, die an bestimmten Punkten in die Haut gesteckt werden, soll der gestörte Energiefluss im Körper ins Gleichgewicht gebracht werden. Das Einstechen tut nicht weh. Die Nadeln verbleiben etwa 10 bis 30 Minuten in der Haut, bevor sie entfernt werden. Akupunktur wird oft bei der Behandlung von Schmerzen oder Schlafstörungen eingesetzt, kann aber auch ganz generell das Wohlbefinden verbessern.
Aromatherapie
arbeitet mit ätherischen Ölen, die aus Blüten, Früchten, Samen, Blättern, Wurzeln oder Baumrinden gewonnen werden. Die verschiedenen Öle wirken über den Geruchssinn und können die Stimmung und das körperliche Wohlbefinden positiv beeinflussen.
Misteltherapie
ist eine der am häufigsten eingesetzten Komplementärmassnahmen bei Brustkrebspatient*innen, weil ihr eine Linderung von. Fatigue und Übelkeit, nachgesagt wird. Es gibt Hinweise darauf, dass sich Patient*innen mit einer Misteltherapie allgemein besser fühlen und ihre Lebensqualität insbesondere während einer Chemotherapie weniger leidet.
Entspannungstechniken
Entspannungsübungen können die Lebensqualität heben, Ängste und Depressionen lindern und Fatigue entgegenwirken. Gleichzeitig können sie helfen, mit belastenden Situationen durch Erkrankung und Therapie besser umzugehen.
Meditation
ist eine Form der tiefen Entspannung. In diesem Zustand treten die Sorgen und Zwänge des Alltags in den Hintergrund, während Ihre Psyche und Ihr Körper zur Ruhe kommen können. Auch hier gibt es viele unterschiedliche Schulen und Techniken, aber bei allen spielen Stille, Konzentration und Achtsamkeit eine Rolle. Meditation muss nicht in Verbindung mit einem bestimmten Glauben stehen. Yoga ist übrigens eine Art der bewegten Meditation.
Tai-Chi
ist eine traditionelle chinesische Praxis. Sie ist auch unter dem Namen „Schattenboxen“ bekannt und besteht aus einer Abfolge langsamer, fliessender Bewegungen, die den ganzen Körper involvieren. Tai-Chi kann beim Stressabbau helfen und die Beweglichkeit des Körpers verbessern.
Yoga
Dehn-, Haltungs- und Atemübungen können die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Körpers verbessern. Es gibt verschiedene Schulen, wie z. B. das Hatha-, Sivananda-, Jnana-, Iyengar- oder Ashtanga-Yoga. Einige fokussieren auf Kraft und Balance, während andere Entspannung, Meditation und Atemtechnik in den Vordergrund stellen. Wissenschaftliche Studien berichten von einem positiven Effekt von Yoga auf Lebensqualität und Wohlbefinden von Brustkrebspatient*innen in verschiedenen Phasen der Erkrankung.
Wie finde ich die richtige komplementäre Massnahme für mich und worauf muss ich achten?
Wenn Sie eine komplementäre Massnahme als Ergänzung zur Schulmedizin in Anspruch nehmen möchten, ist es wichtig, dass Sie den passenden Ansatz und/oder einen passenden Therapeuten*eine passende Therapeutin für sich finden. Manche Massnahmen werden speziell für Brustkrebspatient*innen angeboten, andere sind viel breiter ausgerichtet. Wenn Sie ein Angebot neu kennenlernen wollen, können Sie es ein-, zweimal ausprobieren und danach entscheiden, ob es Ihnen guttut.
Es ist wichtig, dass ein Therapeut*eine Therapeutin Sie zusätzlich zu Ihrer medizinischen Behandlung sinnvoll unterstützen kann. Die meisten, aber nicht alle Angebote sind seriös. Manche Angebote versprechen eine sofortige Heilung bzw. Besserung des Gesundheitszustandes, ganz ohne schulmedizinische Behandlung. Dies stimmt aber nicht. Hinterfragen Sie besonders diese Angebote sehr kritisch – denn eine Erkrankung wie Krebs erfordert langfristige, gut abgestimmte medizinische Therapien mit erwiesen wirksamen Medikamenten und Behandlungen. Erkundigen Sie sich daher ruhig nach den Qualifikationen Ihres Therapeuten*Ihrer Therapeutin. Wenn Sie noch auf der Suche sind, können Sie bei vielen offiziellen Verbänden die Mitgliederlisten einsehen.
Gute und seriöse Empfehlungen können von Ihrem Behandlungsteam und dem Pflegepersonal kommen.
Es ist verständlich, dass Sie alles tun möchten, um Ihren Zustand zu verbessern und Ihre Heilungschance zu steigern. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass komplementäre Massnahmen – anders als medizinische Krebstherapien – nur selten bis gar nicht in aussagekräftigen wissenschaftlichen Studien untersucht werden können. Darum kann meist weder ihre Sicherheit noch ihre Wirksamkeit in Bezug auf spezifische Erkrankungen ausreichend nachgewiesen werden. Besprechen Sie sich auf alle Fälle mit Ihrem Behandlungsteam, um den individuellen Sinn und Zweck einer Komplementärmassnahme zu beurteilen.
Es kann auch nützlich sein, Ihre Selbsthilfegruppe nach Erfahrungen mit komplementären Maßnahmen und Empfehlungen von seriösen Therapeut*innen zu fragen. Vielleicht kann Ihnen jemand einen Tipp geben oder bei der Suche nach einem passenden Angebot helfen.
Klären Sie am besten im Voraus ab, ob die Behandlungskosten für bestimmte komplementären Massnahmen von Ihrer Grund- oder Zusatzversicherung übernommen werden. Oftmals ist die Bedingung, dass eine Behandlung durch entsprechend ausgebildeten Ärzt*innen oder durch von der Krankenkasse anerkannte Therapeut*innen durchgeführt wird.
Tipp
Die Broschüre «Komplementärmedizin bei Krebs» der Krebsliga Schweiz gibt Ihnen einen umfassenden Überblick zu verschiedensten Komplementärmassnahmen Ratschläge zur Wahl einer geeigneten Massnahme und eines*einer geeigneten Therapeuten*Therapeutin. Diese Broschüre ist eine seriöse Ressource und kann Ihnen wichtige Anhaltspunkte liefern, wenn Sie darüber nachdenken, komplementäre Massnahmen mit einzubeziehen.
Bitte informieren Sie Ihren behandelnden Facharzt*Ihre behandelnde Fachärztin über alle zusätzlichen Massnahmen, da sich diese auf Ihre medikamentöse Krebsbehandlung auswirken könnten.
TIPPS & RESSOURCEN